Beide Systeme haben zwar ihre Vor- und Nachteile, aber die Schnittmenge von Projekten, die sich sinnvoll mit beiden Systemen umsetzen lassen, ist relativ gering, daher sollte die Entscheidung einfacher fallen, als bei Fragen wie z.B. OXID vs ShopWare o.ä.
Zu den Vorteilen von Woo gehören die hohe Verbreitung und damit einhergehende Verfügbarkeit und v.a. breite Palette an Extensions und Themes. Das bedeutet, dass man sehr einfach Entwickler findet (rein quantitativ), aber auch, dass man einen Shop mit Woo auch ohne eigener Entwickler betreiben könnte. Zu den Nachteilen gehören der Umstand, dass Woo nur ein Plugin für Wordpress ist, also “nur” ein Blog/CMS unter der Haube. Das bedeutet einerseits, dass man bei Problemen mehr kämpfen muss, weil jeder mit dem Finger auf den anderen zeigen wird, und andererseits ist es kein System, das von Anfang an als Shop entworfen und aufgebaut wurde. Zu den Nachteilen gehört für mich auch all das, was bei einer Google Suche nach “Wordpress critical security vulnerability” und “Woocommerce critical security vulnerability” rauskommt. In den Logs von meinen betreuten OXID Shops sehe ich beinahe täglich, wie böse Bots versuchen gezielt Wordpress Blogs zu finden, um die bekannten Schwachstellen auszunutzen. Funktioniert nur nicht mit OXID, weil OXID keine API hat (haha (aber ein trauriges “haha”)).
Die Nachteile eins Systems sind die Vorteile des anderen Systems. So ist OXID ein echtes Shop-System, daher deutlich komplizierter und ohne festen Entwickler/Fachmann mit seeeeehr viel Zeitaufwand verbunden. Diese Hürde ist für einige bereits zu hoch. Anders als bei Wordpress+Woo, ist die Auswahl an fertigen OXID Extensions und Themes recht gering. Aber genau so gering ist die Menge der Sicherheitsschwachstellen. Und bevor eine Lücke öffentlich wird, hat OXID einen Fix vorbereitet und zumidnest allen Partnern Bescheid gegeben, dass sie ihre Kunden benachrichtigen sollen.
Für welche Shops ist Woo besser? Für einfache Shops mit dem üblichen Funktionsumfang, der sich mit vorhandenen Modulen umsetzen lässt. Eigenentwicklungen bei Woo haben eine geringere Lebensdauer als bei OXID, da subjektiv gefühlt spätestens alle 2 Jahre unbedingt ein Update von Wordpress gemacht weerden muss, um einen Bug zu fixen, der aber erst im Major Release gefixt wird, wo aber weitere Änderungen mit drin, weswegen man auch WooCommerce mit-aktualisieren muss, wofür auch die Eigenentwicklung wieder angepasst werden müsste, damit sie wieder funktioniert. Bei Bugs in OXID bekommt man alle wichtigen Fixes auch für die vorherigen Versionen und ein OXID Shop könnte unangetastet 10 jahre lang laufen, wenn nicht gerade einer der Payment Anbieter die API ändert oder der Hoster die PHP Version abschaltet, aber auch das wird ~1 Jahr im Voraus angekündigt, so dass man i.d.R. genug Zet zum Handeln hat.
Für die besagten kleinen standard Shops lohnt sich OXID nicht, da der Grundaufwand zu hoch ist. OXID ist fast ausschließlich auf dem deutschen Markt vertreten, deswegen gibt es OXID-Entwickler fast nur im deutschsprachigen Raum und mit entsprechenden Stundenlöhnen, während die Mehrheit der günstigeren OXID-Entwickler aus Osteuropa und Asien eher unbrauchbar ist.
Jetzt konkreter zu eurem Fall. Auch im eCommerce steckt der Teufel für gewöhnlich im Detail. 6000 Artikel kann jeder Shop, daher müsste man genauer auf die Kleinigkeiten drumherum schauen. Welche besonderen Funktionen nutzt ihr? Z.b. Kundengruppen mit zusätzlichen Rabatten o.ä. B2B und B2C in einem, manuelle Freischaltung von Kunden oder besondere Versandkostenberechnungen für übergroße Waren etc. Was die besagten Plugins angeht, die es nicht für Woo gibt, so wäre die gute Nachricht, dass der Code nicht verloren geht. Ein fähiger Woo Entwickler könnten den Code in eine Woo Extension übertragen. Euer Entwickler könnte sich bestimmt den Funktionsumfang anschauen und seine Einschätzung dazu geben.
WooCommerce wäre im Unterhalt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit günstiger als OXID, daher könnte man prüfen, ob es den Anforderungen gerecht wird. Man könnte mal ein Experiment machen und versuchen, den Shop in Woo nachzubauen (erst mal ohne der eigenen Plugins). So wüsste man, ob es technisch möglich wäre. Die Diskussion darüber, ob es subjektiv sinnvoll wäre, bleibt aber weiterhin offen, darüber würde ich mir aber nur dann Gedanken machen, wenn die technische Möglichkeit gegeben ist.